Großschadensereignis bei unerwartetem Erbfall
Schon das Auslandsstudium eines Kindes kann im plötzlichen Erbfall zu einem finanziellen und familiären Desaster werden
Leistungsträger und Gesellschafter von Familienunternehmen bewegen sich in einem immer internationaleren Umfeld. Wir erziehen heute unsere Kinder als Weltbürger, sie besuchen ausländische Schulen und Universitäten. Bereits ein Auslandsstudium der Kinder kann im plötzlichen Erbfall zu einem steuerlichen Großschadensereignis führen. Denn leben die Erben beim Erbfall im Ausland, gehen die Anteile formell von einem Inländer auf einen Ausländer über. Dies führt dazu, dass Deutschland das Besteuerungsrecht an den Kapitalgesellschaftsanteilen – also an einem Gewinn aus dem Verkauf – verliert und die Wegzugsbesteuerung angewendet wird.
Die deutsche Steuermauer
Vereinfacht ausgedrückt geschieht Folgendes: Wenn ein Unternehmer Deutschland verlässt - das würde in dem geschilderten Erbfall geschehen -, muss er eine die Wegzugssteuer zahlen. Dabei betrachtet das Finanzamt den Wegzug so, als ob der Unternehmer seine Unternehmensanteile verkauft hätte, obwohl kein Geld tatsächlich fließt. Die Steuer wird auf die sogenannten „stillen Reserven“ erhoben – das sind die Wertsteigerungen, die in der Bilanz nicht sichtbar sind, aber von einem Käufer für die Anteile gezahlt werden könnten. Das folgende vereinfachte Beispiel verdeutlicht, welches erhebliche finanzielle Risiko daraus entstehen kann.
Wegzug des Anteilseigners
Bezeichnung | Basis | Steuersatz | Steuerbetrag |
---|---|---|---|
Verkehrswert der GmbH-Anteile | 110.000.000 € | ||
Anschaffungs- und Gründungskosten | ⁒ 10.000.000 € | ||
Steuerpflichtiger Gewinn | 100.000.000 € | 26,375 % | 26.375.000 € |
Die Probleme reichen aber noch weiter. Durch den Wegzug kann der Standort der Geschäftsleitung verlagert werden, die Kapitalgesellschaft wird im Ausland ansässig. Nun erfolgt eine „finale Besteuerung“ durch die sogenannte Fiktion einer Veräußerung der Wirtschaftsgüter zum gemeinen Wert, und zwar immer dann, wenn das deutsche Finanzamt hinsichtlich des Gewinns aus der Veräußerung oder der Nutzung eines Wirtschaftsguts der Kapitalgesellschaft außen vor bleibt.
Besteuert wird also die Summe, die bei einer Veräußerung unter normalen Umständen zu erzielen wäre. Die Stichworte lauten Verkehrswert oder Einzelveräußerungspreis. Die Summe entspricht letztendlich dem Preis, den ein Dritter bezahlen würde.
Wechsel des Ortes der Geschäftsführung
Bezeichnung | Basis | Steuersatz | Steuerbetrag |
---|---|---|---|
Wert der Firma | 100.000.000 € | ca. 30 % | 30.000.000 € |
Leben die Erben zum Zeitpunkt des Erbfalls im Ausland, gehen die Anteile formell von einem Inländer auf einen Ausländer über. Dies führt dazu, dass Deutschland das Besteuerungsrecht an den Kapitalgesellschaftsanteilen – also an einem Gewinn aus dem Verkauf – verliert und die Wegzugsbesteuerung angewendet wird.
Erbschaftsteuer
Bezeichnung | Basis | Steuersatz | Steuerbetrag |
---|---|---|---|
Verkehrswert der GmbH-Anteile | 110.000.000 € |
|
|
Einkommensteuer bereicherungsmindernd | ⁒ 26.375.000 € |
|
|
83.625.000 € | ca. 30 % | 30.000.000 € |
Zur erschreckenden Kenntnisnahme
Anhand der oben dargestellten, stark vereinfachten Beispiele werden die möglichen Größenordnungen bei den jeweiligen steuerlichen Ereignissen deutlich. In der nachfolgenden Tabelle haben wir die - hoffentlich nicht eintretenden - finanziellen Auswirkungen nochmals zusammengefasst. Die potenzielle Gesamtbelastung ist erschreckend und könnte zur Zerstörung des Lebenswerks führen.
Wegzug des Anteilseigners
Bezeichnung | Basis | Steuersatz | Steuerbetrag |
---|---|---|---|
Verkehrswert der GmbH-Anteile | 110.000.000 € | ||
Anschaffungs - und Gründungskosten | ⁒ 10.000.000 € | ||
Steuerpflichtiger Gewinn | 100.000.000 € | 26,375 % | 26.375.000 € |
Wechsel des Ortes der Geschäftsführung
Wert der Firma | 100.000.000 € | ca. 30 % | 30.000.000 € |
Erbschaftsteuer
Verkehrswert der GmbH-Anteile | 110.000.000 € |
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Einkommensteuer bereicherungsmindernd | ⁒ 26.375.000 € |
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|
83.625.000 € | ca. 30 % | 30.000.000 € |
Mögliche Gesamtsteuerbelastung
Steuerliches Großschadensereignis | ca. 81,46 % | 81.462.500 € | |
Quelle: PlattesGroup |
Mögliche Lösung - Entstrickung bei Personengesellschaften
Auch bei Personengesellschaften kann es in einer solchen Situation zu einer Art Wegzugsbesteuerung kommen – die Rede ist dann von Entstrickung –, und zwar immer dann, wenn diese Gesellschaft nicht originär gewerblich tätig, sondern „gewerblich infiziert oder geprägt“ ist. Dasselbe gilt für den Fall, dass Wirtschaftsgüter der Gesellschaft nicht dem unternehmerischen Bereich zugeordnet werden können. Betroffen sind davon insbesondere vermögensverwaltende Personen- oder Holdinggesellschaften in der Rechtsform einer Personengesellschaft.
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