Skip to main content Skip to page footer

INNOVATION

KI, Cloud Computing, Krypto: Stromfresser und Innovationsmotor

Die technologische Revolution ist sehr viel energieintensiver, als viele es sich vorstellen können. Eine Debatte über die Frage, wie Deutschland und Europa noch auf den Zug aufspringen können.

Dass Energie in Deutschland zu teuer ist und sich die Kosten als Hemmschuh für die Wettbewerbsfähigkeit des Industriestandorts erweisen, wurde schon bei vergangenen Ausgaben von NEU DENKEN analysiert. 2025 stand das Dilemma um Energieversorgung und Energiepreise erneut im Fokus, diesmal jedoch in erster Linie in seiner Rolle als Innovationskiller: Künstliche Intelligenz, Cloud Computing, Krypto – die Zukunftstechnologien sind gewaltige Stromfresser.

Die Zusammenhänge zwischen Energieversorgung, Innovation und Investitionen, aber auch das Entwicklungspotenzial der neuen Technologien waren Aspekte von mehreren Vorträgen und Debatten. Unter anderem sprachen darüber Eric Demuth, CEO von Bitpanda („Krypto Dynamics: welchen Einfluss hat zukünftig die digitale Währung auf internationale Finanzsysteme?“), der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Jörg Rocholl („Make Europe great again? Kommen neben Innovationen auch wieder Investoren?“), Achim Berg, Invest Consult Viessmann („Investing for future Generations – mehr Mut die Zukunft zu gestalten“) oder auch David Knower (Cerberus Deutschland Beteiligungsberatung GmbH) sowie Dr. Martin Lück (Macro Monkey) im gemeinsamen Interview „Invest again in Europe? Oder kann Deutschland nur forschen und die USA und China verdienen das Geld?“.

Zunächst die Bestandsaufnahme: Die Energiekosten in Deutschland sind im internationalen Vergleich deutlich zu hoch. Strom kostet ein Drittel mehr als in Frankreich, mehr als doppelt so viel wie in den USA, mehr als viermal so viel wie in Indien. Gleichzeitig wird davon ausgegangen, dass mit dem zunehmenden Energieverbrauch durch Rechenzentren der Gesamtbedarf massiv ansteigen wird. Jede KI-Anfrage löst im Gegensatz zu Suchmaschinen, die auf gespeicherte Informationen in Datenbanken zurückgreifen, massive Berechnungen im Hintergrund aus: Das KI-Modell analysiert die Eingabe, durchläuft Milliarden virtuelle Verbindungen und berechnet daraus, welche Antwort mit hoher Wahrscheinlichkeit passen könnte. Der Stromverbrauch von Rechenzentren weltweit dürfte sich bis 2030 mehr als verdoppeln, wobei die Prognosen für die Zuwachsraten in den USA und vor allem China besonders hoch ausfallen.

Vor diesem Hintergrund stehen Deutschland und ganz Europa vor der Herausforderung, kräftig in die Energieerzeugung sowie in den Ausbau der Netze zu investieren, wie die Referenten betonten. Und dafür brauche es einen ganzheitlichen Ansatz: Erneuerbare Energien, Erdgas, Atomkraft, Wasserstoff, Speicherung, Transport – das alles müsse in einem einheitlichen System mit dem Ziel einer künftigen Energie Resilienz gedacht werden, dem Politik und Wirtschaft höchste Priorität einräumen, statt sich in der Debatte an einzelnen Aspekten aufzuhängen. 

Ohne günstige Energie habe man keine Chance, weltweit bei den Zukunftstechnologien vorne mitzuspielen, sondern könne den Entwicklungssprüngen in China und den USA nur „ein paar nette Apps“ hinzufügen. Ob man mit einem Reset in der Innovationspolitik noch auf den Zug der KI aufspringen könne oder ob dieser Zug vielmehr schon längst abgefahren sei, darüber gingen die Einschätzungen in der Debatte auseinander.

Gleichzeitig erweisen sich die bislang bestehenden Rechenzentren in Deutschland als zu klein, und auch die im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung angekündigten Investitionen blieben hinter den Erwartungen zurück. Bei dem Thema müsse in ganz neuen Dimensionen gedacht werden, zumal sich neuartige Investitionsmöglichkeiten und Geschäftsmodelle auftun. Als Beispiel wurde nicht zuletzt auch die Abwärme der immer größeren Rechenzentren genannt, die als Fernwärme genutzt werden könne.

Rechenleistung und Energieverbrauch spielen aber auch im Bereich Kryptowährungen eine immer größere Rolle. Als Beispiel für das Innovationspotenzial, von dem sich Deutschland etwas abschauen könne, wurden etwa Stablecoins genannt, Kryptowährungen also, deren Wert an einen stabilen Vermögenswert wie etwa den US-Dollar gekoppelt ist. Die USA hätten damit eine niederschwellige Strategie zur Refinanzierung geschaffen – im Handumdrehen könne nun jeder Handynutzer auf der Welt und ohne den Rückgriff auf Banken US-Dollar erstehen.

Auch wenn Deutschland und Europa nicht an vorderster Front der Innovationstechnologien vertreten seien, dürften die Möglichkeiten bei der Implementierung nicht aus den Augen verloren werden – hier gebe es noch Chancen, auf den Zug aufzuspringen. So wurde in der Debatte davor gewarnt, angesichts der bislang oftmals bescheidenen Nutzung von KI – etwa beim Verfassen von E-Mails oder dem Erstellen von Illustrationen – das künftige Potenzial für eine echte Produktivitätssteigerung zu unterschätzen. Verwiesen wurde etwa auf den Gesundheitsbereich: Mit dem Zusammenführen von Datensätzen aus Patientenakten und der Analyse von Rohdaten aus Untersuchungen aller Art ließen sich Diagnosen und Prognosen erstellen, die ein proaktives Handeln bei der Behandlung von Patienten ermöglichten. Aber etwa auch im Bereich der Nachhaltigkeitsstrategien ergäben sich interessante Investitionsmöglichkeiten: KI könne beispielsweise durch eine intelligente Verkehrsführung dazu beitragen, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren, oder dabei helfen, die Bewässerung in der Landwirtschaft zu optimieren.

Beratungsanfrage

Bitte beachten Sie unsere Honorare
Datenschutzhinweise ansehen
* Pflichtfelder