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Revolution durch KI und Quantentechnologie

Technisches und kulturelles Neuland

Die Revolution durch die Künstliche Intelligenz in Wirtschaft und Gesellschaft kommt ins Rollen. ChatGPT ist dabei angesichts jetziger und künftiger Anwendungen nur ein kleiner Vorgeschmack – zumal auch die Quantentechnologie schon vor der Tür steht.

Als ChatGPT Ende 2022 als kostenfreie Anwendung auf den Markt kam, dauerte es gerade mal fünf Tage, bis sich weltweit eine Million Nutzer registriert hatten. Der Rekordstart markiert den Zeitpunkt, ab dem sich eine breite Bevölkerung mit dem Phänomen der Künstlichen Intelligenz auseinanderzusetzen begann. Die Nutzer konnten die KI praktisch anwenden, erlebten aber eine Zukunftstechnologie, die sich noch im frühkindlichen Alter befand. 

Wie schnell die KI aber diesem embryonalen Zustand entwachsen ist, wie sie bereits jetzt in Unternehmen Anwendung findet und welches riesige Potenzial sie in Zukunft auch gerade in Verbindung mit der Quantentechnologie haben wird, führten beim Wirtschaftsforum NEU DENKEN hochkarätige Experten aus Forschung und Entwicklung sowie Vertreter der Wirtschaft aus. Einblick in diese Technologie zwischen Gegenwart und Zukunft gaben Prof. Dr. Hans Uszkoreit, wissenschaftlicher Direktor am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, Philipp Justus, Vice President Central Europe Google, die AI-Expertin Dr. Feiyu Xu (CIO Nyonic bis 2024, Ex-Head of AI-SAP) sowie Markus Pflitsch, CEO und Gründer der Terra Quantum AG. Hinzu kamen Erfahrungsberichte, wie die KI derzeit in Konzernen eingesetzt wird, von der Produktentwicklung über den Vertrieb bis hin zur Weiterbildung. 

Der gesamte Markt der KI wächst bis 2027 laut einer Studie aus den USA von heute 90 auf 407 Milliarden Dollar. Bis 2030 dürften bereits 20 Prozent des Bruttoinlandsprodukts der USA auf die wirtschaftliche Nutzung der Künstlichen Intelligenz zurückzuführen sein. 50 Prozent der Mobilfunknutzer in den USA wenden bereits heute die KI-gesteuerte Sprachsuche an. In Deutschland nutzen bislang rund 15 Prozent der Unternehmen Künstliche Intelligenz. Gerade das verarbeitende Gewerbe kann laut Studien den größten Nutzen aus ihr ziehen. Das McKinsey Global Institute geht davon aus, dass bis 2030 in Deutschland bis zu drei Millionen Jobs von einer Veränderung betroffen sein werden. 

Während hochqualifizierte Jobs schwieriger zu besetzen sein dürften, besteht gleichzeitig die Gefahr eines Überangebots an Arbeitskräften im Niedriglohnsektor. Einerseits könnte die KI bis zum Jahr 2030 weltweit theoretisch rund 15 Prozent der Arbeitsstellen ersetzen. Andererseits könnte sie aber in diesem Zeitraum auch geschätzte 100 Millionen neue Jobs schaffen. Die technologische Revolution ist somit auch kulturelles Neuland, wie die Referenten betonten: Diejenigen Mitarbeiter, die sich nicht auf sie einstellen, werden nicht mehr in ihrem bisherigen Stellenprofil arbeiten können.

Zu viele Romane und Websites, zu wenig Fachliteratur

Vergleicht man den Entwicklungsgrad der KI mit der eines Menschen, ist sie inzwischen dem Kindesalter entwachsen und aufgeweckt wie ein Teenager. Doch fehlt ihr noch die nötige Reife und Verlässlichkeit für eine Reihe von Aufgaben, es kommt zu „Halluzinationen“. Die Technologie muss sozusagen noch ihr Universitätsstudium abschließen und sich umfassendes Fachwissen aneignen, um hochqualitative Anwendungen zu ermöglichen. Es zeige sich, dass die Künstliche Intelligenz zwar mit umfassenden Inhalten gefüttert worden sei, ein Großteil davon aber nicht aus rechtegeschützter und deswegen teurer Fachliteratur, sondern aus fiktionalen Inhalten wie Romanen sowie kostenlosem Webcontent bestehe, dessen Qualität bekanntlich niemand kontrolliere. 

Darüber hinaus kommt die KI bislang dann an ihre Grenzen, wenn es weniger um Statistik und Fakten denn um die Interpretation von Sachverhalten, logische Ableitungen oder menschliche Emotionen gehe. Dies zeige sich beispielsweise bei der Anwendung von Chatbots. Während die KI faktenbasierte Fragen etwa zu neuen Produkten inzwischen besser beantworte als der Mensch, tue sie sich bei Fragen zur Anwendung von Produkten schon deutlich schwerer – hier spielen die Vollständigkeit und Reihenfolge der Informationen eine entscheidende Rolle – und komme spätestens dann an ihre Grenzen, wenn es um die konkrete Problemlösung geht. Ein simples Beispiel: Was tun in einer eskalierenden Situation, in der ein Nutzer Tee über die Tastatur geschüttet hat?

Obwohl die KI bereits sehr potent geworden sei, fehle es noch an der nötigen Prozesstechnologie, sozusagen an einer KI, die die KI überwacht. Derzeit gleiche die Verarbeitung bei komplexen Fragestellungen noch weitgehend einer Blackbox und es bleibe unklar, auf welcher Datenbasis bestimmte Antworten zustande kommen. Eine weitere Schwachstelle ist das Alignment, also die Anleitung der KI, bei der bislang trotz fehlendem gesellschaftlichem Konsens und einem Mangel an Normen für die richtige Ausbildung – verantwortlich für die Inhalte von ChatGPT ist alleine der Konzern Open AI – eine gewisse politische Korrektheit mit eintrainiert werde. 

Nötig sei das Bewusstsein, dass die generierten Ergebnisse nicht zu hundert Prozent korrekt seien. Während die Kontrolle durch menschliche Intervention in einigen Bereichen wie der Medizin unerlässlich ist, sei sie für andere Bereiche gar nicht bezahlbar, richte aber andererseits zuweilen nur begrenzten Schaden an. 

Starten mit dem Kundenchatbot

In der praktischen Anwendung lässt sich diesen Problemen nach Einschätzung der Referenten weniger durch staatliche Kontrolle begegnen – eine Regierung wäre damit vollständig überfordert –, als vielmehr durch Strategien in der Anwendung und richtiges Feintuning. Zum einen könne ähnlich wie im Fall menschlicher Kandidaten durch Beispieltests die Verlässlichkeit und Korrektheit der Arbeitsweise getestet werden. Vor allem aber spiele die Auswahl und Qualität der Informationen, mit denen die konkrete KI-Anwendung gefüttert werde, eine Schlüsselrolle. Das ist denn auch ein zentraler Rat an Unternehmen bei der Einführung der neuen Technologie: zunächst sich eine Übersicht über die Daten verschaffen, die zur Verfügung stehen und genutzt werden können, und diese dann aufbereiten, um sie der KI zur Verfügung zu stellen. 

Ein Kundenchatbot sei eine erste praktische Applikation, bei der neben der Steigerung von Effizienz bereits viel Wissen gesammelt werde. Es dürfe aber nicht bei einfachen Anwendungen bleiben. Die KI müsse durch eine enge, genau definierte Zusammenarbeit Mensch-Maschine integraler Bestandteil der Firmenstruktur werden. Sprachmodelle, Gesichtserkennung, Qualitätskontrolle – es gehe darum, sich im Ökosystem zu verorten, zu definieren, wo eigene Stärken liegen und nötige Anwendungen dazuzukaufen. 

ChatGPT ist angesichts solcher Strategien nur noch ein externer, irreführender Blick auf das Potenzial von KI. Wer über krude Ergebnisse der populären App schmunzelt, hat noch nicht die Anwendungen großer Betriebe gesehen, die die KI mit dem richtigen Input füttern und damit schon nach kurzer Zeit den Absatz deutlich steigern, komplexer Steuerfachliteratur Herr werden, medizinische Diagnosen neu definieren oder individuelle Ausbildungsprogramme für das Personal Coaching von Mitarbeitern auflegen.

Quantentechnologie in den Startlöchern

Und auch die revolutionäre Quantentechnologie, bei der statt wie im Fall von konventionellen Computern nicht das Bit, sondern das Qubit kleinste Informationseinheit ist, kommt bereits zum Einsatz. Neben einem exponentiellen Wachstum der Rechenleistung verspricht sie auch einen Quantensprung für die KI als Zukunftstreiber. Auch wenn in der Hardware noch viel Entwicklung nötig sei, lasse sich die neue Technologie als sogenanntes hybrid quantum computing bereits jetzt einsetzen. 

Der Fall sei dies bereits im Satellitenmarkt, bei dem die künftigen neuartigen Anwendungen für die noch zu entwickelnde Hardware bereits auf klassischen Hochleistungsrechnern simuliert werden. So lasse sich die Performance um den Faktor 15 steigern, Prozesse zum Maschinenlernen liefen 30 Prozent effizienter ab, Simulationen 200 Mal schneller.

Wettlauf zwischen USA und China

Es eröffnet sich ein international umkämpfter Billionen-Dollar-Markt, der sich nicht erst in ein oder zwei Dekaden, sondern schon in den kommenden Jahren exponentiell entwickeln dürfte. Es ist ein Wettlauf, bei dem die USA und China den Ton angeben. In dem asiatischen Land wurde in den vergangenen Jahren bereits die Hälfte der Patente in dem Bereich angemeldet. Für Europa stelle sich nun die Herausforderung, rechtzeitig auf den Zug der Quantentechnologie aufzuspringen und sich Zugriff auf die gesamte Wertschöpfungskette zu sichern. Konkret gehe es darum, angesichts einer hervorragenden Forschungslandschaft in Europa die Finanzierungslücke bei der Implementierung und Kommerzialisierung zu schließen. 

Die Herausforderung ist auch deswegen so groß, weil die disruptive Technologie die gesamte klassische digitale Sicherheitsarchitektur in Frage stellt und neue, weltweite Governance-Regeln erfordert, die den Zugang zu ihr sowie deren Einsatz regelt. Denn wer zuerst den Quantencomputer habe, greife sozusagen auf der Gegenseite „in ein offenes System“ hinein. Andererseits seien quantenverschlüsselte Kommunikationsprotokolle dann auch nicht mehr durch andere Computer aufzuschlüsseln. 

Und nicht zuletzt verspricht die Quantentechnologie einen weiteren Qualitätssprung für die KI, die somit der regelbasierten und deterministischen Anwendung entwächst und zur Quantum AI reift. Um im Bild zu bleiben: Die KI lässt das jetzige „Teenageralter“ endgültig hinter sich und erreicht ein Entwicklungsstadium, für das wir möglicherweise noch keinen Namen kennen.


Interview: Innovation

„Bitcoin ist eine Art digitales Gold“

Eric Demuth ist Mitgründer der Handelsplattform Bitpanda, dem ersten Start-up aus Österreich, das mit mehr als einer Milliarde Dollar bewertet wurde. Der Durchstarter über die Ursprünge, den Ist-Stand und die Zukunft.

Werden Kryptowährungen wie Bitcoin in Zukunft das Maß aller Dinge sein? 

Da gibt es unterschiedliche Ansichten. Ich sehe Bitcoin eher als digitalen Wertspeicher und nicht als Zahlungsmittel, ich benutze es selbst auch gar nicht als solches. Alle Eigenschaften, die man Gold nachsagt, hat Bitcoin auch. Und es ist jederzeit handelbar, ich kann es überallhin transferieren. Bitcoin ist eine Art digitales Gold. Der einzige Nachteil als Wertspeicher ist, dass es natürlich noch stärker schwankt. Aber von Jahr zu Jahr nehmen diese Schwankungen ab. Der Markt wird erwachsener, es sind mehr etablierte Player und institutionelle Investoren vertreten. Aber wie bei jeder Technologie – es braucht Zeit! Mit der Erfindung des Telefons gab es schließlich auch noch keine Videotelefonie.

Gold ist auf diesem Planeten begrenzt, insofern könnte es keine Goldinflation geben. Wie ist das bei Bitcoin?

Da ist es noch klarer. Es kann ja theoretisch sein, dass noch größere Goldvorkommen gefunden werden. Aber bei Bitcoin ist das ganz transparent: Ich weiß genau, am Ende wird es 21 Millionen Bitcoins geben. Wir sind jetzt schon bei etwa 19 Millionen am Markt. Die kommenden 100 Jahre kommen noch weniger als zehn Prozent der Coins hinzu, die es überhaupt geben wird.

Dennoch stehen viele Menschen Kryptowährungen sehr misstrauisch gegenüber, es fehlt nicht an Unkenrufen...

Das höre ich seit zehn Jahren, mittlerweile sogar mehr als sonst. Veränderung macht immer zunächst Angst. Der Wandel ist aber hier gar nicht so radikal, es ist einfach eine neue Art von Wertspeicher. Es ist zudem ein Irrglaube von vielen, dass das System nicht nachvollziehbar und anonym sei. Es ist pseudonym, es lässt sich nachverfolgen, und mittlerweile sind wir genauso reguliert wie die Banken. Ich kann jede Transaktion nachverfolgen. Sollte ein Krimineller heute noch Bitcoin benutzen, müsste er ein Vollidiot sein. Mit der MiFID II für digitale Assets wurde die Massenadoption noch weiter gestärkt. Wir stellen mittlerweile vielen Banken die Infrastruktur für Kryptos zur Verfügung.

Wie wichtig ist heute für Sie dieses B2B?

Vor anderthalb Jahren hätte ich gesagt: Schauen wir mal. Inzwischen kommen die Banken auf uns zu, weil sie zu lange für eigene Entwicklungen brauchen würden. Wir bieten ihnen modulare Lösungen an. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das immer breiter in die Masse kommt.

Wie kamen Sie eigentlich auf die Idee für Bitpanda?

Man wacht nicht eines Morgens auf und baut die größte Kryptoplattform in Europa. Man löst erstmal ein kleines Nischenproblem. Und wenn du damit erfolgreich bist, dann gehst du in die nächste Etappe. Und so war das auch bei uns. Man schaut, was nachgefragt wird, wie sich die Branche und die Regulierung entwickeln. 2013 war der Handel noch sehr kompliziert, und wir haben uns gesagt: Mensch, das muss so einfach sein, als wenn du etwas bei Amazon kaufst, mit den klassischen Zahlungsmitteln, wie eine Art Webshop. Das war damals natürlich noch eine ganz andere Zielgruppe als heute. Heute dürften in Österreich mehr Menschen einen Bitpanda-Account als Aktien besitzen. Wir sind bei der breiten Masse angekommen.

Welchen Anteil machen Kryptowährungen heute im Portfolio von Bitpanda aus?

Wir werden in erster Linie natürlich für Kryptowährungen genutzt, dafür sind wir spezialisiert, das macht den Löwenanteil aus. Aber wir decken sämtliche andere Assetklassen ab, das wird mittlerweile gut angenommen.

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